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Heute habe ich begonnen, die 5. Staffel von „The Good Doctor“ anzuschauen.

In der 2. Folge gab es eine Patientin, die nicht mit ihrer leiblichen Mutter sprechen wollte, weil diese sie, als sie als Illegale aus den USA ausgewiesen wurde, bei Adoptiveltern in den USA lies.

Für die Mutter war das ein riesiges Opfer, ihre Tochter zurückzulassen. Aber als sie nach über 10 Jahren endlich wieder in die USA zurück kommen kann, hasst ihre Tochter sie dafür, dass sie sie zurückgelassen hat.

Die Mutter im Umkehrschluss hasst die – zwischenzeitlich verstorbenen – Adoptiveltern des Mädchens, weil diese das Mädchen anders erzogen haben als sie das getan hätte.

Am Ende finden die beiden zusammen – was unter anderem nur deswegen möglich war, weil die Mutter beginnt zu akzeptieren dass die Adoptiveltern das Mädchen auch geliebt haben. Und dass das Mädchen seine Adoptiveltern liebte.

Mir ist dabei bewusst geworden, dass Du Deinen Vater selbstverständlich auch liebst. Du bist ein Teil von ihm, und er ist ein wichtiger Teil Deines Lebens. Und Du hast ein Recht, ihn zu lieben. Ich habe Dir das früher auch immer wieder gesagt, wenn Du mal wieder traurig warst weil er sich in Deinem Leben so rar gemacht hat. Aber ich nmuss mir eingestehen, dass, nachdem er anfing mir damit zu drohen, Dich mir wegzunehmen, ich in meiner Angst davor viel zu sehr darauf fokussiert war, das zu verhindern und ich völlig ausgeblendet habe, dass Du ihn gern hast.

Ich dachte, Du verstehst, dass er mich mobbt, dass ich Angst hatte und warum jedes Gespräch mit Deinem Vater mir Magenschmerzen machte. Du warst ja kein kleines Kind mehr. Ich dachte, Du bist auf „meiner Seite“ als er begann mir zu erklären, was ich die letzten 10 Jahre alles falsch gemacht habe. Schließlich waren wir beide ein gutes Team, und Du konntest Dich doch sicher auch erinnern, wie oft er Dich enttäuscht hat.

Aber ich hätte verstehen müssen, dass das für Dich zu viel war. Das auch ein 15jähriger noch nicht entscheiden sollte, auf welcher Seite er steht. Und dass Du, als Du am Ende nicht mehr anders konntest, als Dich zu entscheiden, Du Dich eben für die Seite entschieden hast, die Du erst noch kennenlernen musst. Von der Du in Deinem Leben noch nicht so viel hattest.

Ich hoffe, dass ich irgendwann eine Chance bekomme, diesen Fehler wieder gut zu machen. Das Du mir vergibst und wir wieder eine Möglichkeit finden, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Du fehlst mir Frosch. Und ich hoffe, dass Du niemals glaubst, dass ich Dich vergessen habe. Irgendwann wirst Du diese Briefe vielleicht lesen – und wissen, dass Du immer in meinen Gedanken warst.



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