Hey Frosch,
ich weiß, Du bist aus diesem Spitznamen rausgewachsen. Aber ich möchte hier nicht Deinen echten Namen nennen.
Zwar ist dieser Blog so eingestellt, dass er von Suchmaschinen nicht gelistet werden sollte und somit nur Du und ich diese Seite kennen, aber ich möchte trotzdem Deine Privatsphäre schützen. Ich hoffe daher, dass Du mir verzeihst dass ich für die Anrede Deinen Spitznamen verwende.
ich habe diesen Blog gestartet, weil ich so zumindest das Gefühl habe, mit Dir kommunizieren zu können. Ich respektiere Deinen Wunsch, mit mir keinen Kontakt zu haben – aber ich hoffe, dass Du hier vielleicht doch hin und wieder mitliest und so erkennst, dass ich nicht aufhöre, Deine Mama zu sein. das ich an Dich denke und Dich lieb habe.
Im Moment besteht mein Leben viel aus „hoffen“. Hoffen, dass Du mir erklärsr, was ich falsch gemacht habe. Warum Du diesen Schritt gegangen bist. Hoffen, dass Du mir verzeihst was auch immer ich falsch gemacht habe und hoffen, dass Du irgendwann wieder Kontakt zu mir aufnimmst.
Mein Kalender sagte vor ein paar Tagen „Verlorenes Geld ist viel schlimmer als verlorene Zeit. Geld kann man wieder verdienen – aber Zeit bekommt man nie wieder zurück.“
Der Spruch macht mich aus vielen Gründen traurig: So oft habe ich mir gewünscht in den letzten zwei Monaten, ich hätte Dir nicht von dem Sparkonto erzählt. Oder ich hätte Dir das Geld einfach überwiesen. Selbst wenn Du es nicht für Dich ausgegeben hättest oder für etwas, für das es nicht gedacht war: Kein Geld der Welt ist und war es Wert, Deine Liebe zu verlieren. Und kein Geld der Welt wird mir die Zeit zurück geben, die ich jetzt in Deinem Leben verpasse.
Aber ich glaube fast, wenn es jetzt nicht die Frage nach dem Geld gewesen wäre, dann wäre es irgend etwas anderes gewesen, dass Dir den Grund geliefert hätte, den Kontakt abzubrechen.
Seit Du zu Deinem Vater gezogen bist, hast Du Dich immer mehr von mir zurück gezogen. Es hat mir weh getan, wenn Du immer wieder Gründe gefunden hast, warum Du nicht mit mir telefonieren kannst oder warum Du mich nicht besuchen kannst.
Ich will nicht glauben, dass das aus Dir kam. Dass Du mich wirklich hasst. Dein Brief, den Du vor dem Auszug geschrieben hast, spricht eine andere Sprache. Ich glaube, dass Dir die Gespräche und Besuche bei mir madig gemacht wurden. Und ich vermute, dass Du von Deinem Vater „Wahrheiten“ über mich erzählt bekommen hast, die möglicherweise etwas an den Tatsachen vorbei gehen.
Und auch wenn ich verstehe, dass Du Deinen Vater gerade unbedingt lieb haben willst, dass Du Zeit nachholen willst, die Du all die Jahre mit ihm verpasst hast und dass Du deswegen allergisch darauf reagierst, wenn ich nicht so gut auf ihn zu sprechen bin: Dafür hasse ich Deinen Vater. Dafür, dass er mir Dich weggenommen hat. Dafür, dass er es geschafft hat Dir zu erklären, dass ich Dir nicht gut tue. Denn wenn ich Deinen Vater nicht dafür hassen würde, müsste ich glauben müssen, das sei aus Deinem eigenen Willen geboren – und das will und werde ich nicht glauben. Du bist mein Kind. Ich hab Dich lieb.
Deine Oma hat mir erzählt, Du hast ihr gesagt, dass wir Dir immer erzählt hätten, Dein Papa wolle Dich gar nicht, und das sei eine Lüge gewesen. Ich konnte das gar nicht glauben.
Frosch, Du hast ein Handy seit Du 8 Jahre alt bist. Das hast Du damals auch bekommen, um mit Deinem Papa kommunizieren zu können. Seit acht Jahren kannst Du mit Deinem Papa telefonieren und schreiben wann immer Du willst. Du warst regelmäßig an den Wochenenden bei Deinem Papa bis Du selbst entschieden hast, dass Du nicht mehr über Nacht bei ihm bleiben willst. Wie kann ich Dir da erzählen, dass Dein Papa Dich nicht will?
Kannst Du Dich gar nicht mehr erinnern wir oft Du traurig warst, weil Dein Papa mal wieder kurzfristig den Besuch an Deinem. Geburtstag abgesagt hat? Wie oft Du traurig warst, weil Du ihm geschrieben hast, dass Du nach Wölfersheim kommst und er hat sich nicht bei Dir gemeldet? Wie er versprochen hat Dich hier in Neustadt zu besuchen als es Dir wegen des Mobbings so schlecht kam und dann ist er doch nicht gekommen?
Weißt Du nicht mehr, wie unglaublich wütend Du auf Deinen Vater warst, weil er Dich der Lüge bezichtigt hat nachdem Du mir erzählt hattest, dass er mit Petra darüber gesprochen hat, keinen Unterhalt mehr zu zahlen? Damals habe ich Dir wochenlang gut zugeredet, dass Du wieder Kontakt zu Deinem Vater aufnimmst weil Du nichts mehr mit ihm zu tun haben wolltest.
Wie kannst Du glauben, ich hätte Dir eine Lüge erzählt, wenn Du es doch jahrelang selbst erfahren hast? Ich verstehe nicht, dass Du das glauben kannst. Es ist mir wirklich völlig unbegreiflich.
Du bist 17 – ich weiß, Du bist klug. Und ich hoffe so sehr, dass Du es schaffst, irgendwann mal hinter die Kulissen dieses Spiels zu schauen.
Als Du mir gesagt hast, dass Du zu Deinem Vater ziehen willst habe ich Dir gesagt, dass ich Angst habe, dass Dein Vater Dich mir wegnimmt. Er hat mir das zwei Jahre lang immer wieder angedroht, und ich hatte solche Angst, dass das passiert. Du hast mich in den Arm genommen und mir versichert, dass das niemals passieren wird. Und ich habe mir so gewünscht, dass Du recht hast.
Und schau – genau ein Jahr später ist es zwei Monate her, dass ich das letzte Mal etwas von Dir gehört habe. Dein Vater hat sein Ziel erreicht. Wie er es mir angedroht hat, habe ich Dich verloren. Und es schmerzt mich, dass es ihm gelungen ist, Dich zu seiner Waffe gegen mich zu machen.
Natürlich besteht auch die Möglichkeit dass ich wirklich etwas unverzeihliches getan habe. Dass ich Dir weh getan habe. Irgend etwas, das rechtfertig, dass Du mich so hart bestrafst. Wenn das so ist – dann sag mir bitte wenigstens, was es ist. Was habe ich so Schlimmes getan dass es rechtfertigt, dass ich mein Kind verliere? Gib mir wenigstens die Chance, mich dafür zu entschuldigen und vielleicht sogar, es wieder gutzumachen.
Ich werde hier weiter Briefe an Dich schreiben. Vielleicht liest Du sie bald, vielleicht erst in ein paar Jahren. Vielleicht nie. Aber vielleicht stellt dieser Blog auch irgendwann wieder eine Verbindung zwischen uns her.
Wann immer Du wieder zu mir kommen willst – meine Tür wird immer offen sein für Dich.
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